Über das Raku
Raku (japan.) bedeutet „Freude, Freude an der Musse“
Die Teeschale ist das Herz in der japanischen Teezeremonie. Dort entstand im 16.Jh. grosses Interesse
für aussergewöhnliche Trinkgefässe. Sie sollten dem Geist des Zenbuddhismus entsprechen, dem
ästhetischen Prinzip des «wabi sabi» mit herber Schlichtheit, natürlicher Schönheit und bestimmten
Unschärfen. Rakuschalen erhalten bis heute eine hohe Anerkennung. Über einige Jahrhunderte hinweg
wurden tapferen Kriegern als höchste Auszeichnung, vom Kaiser eine Raku-Teeschale überreicht.
Der Rakubrand ist immer wieder eine alchemistische Erfahrung, meist auch mit Risiko für die Objekte
verbunden. Das Ergebnis konzentrierter Arbeit wird dabei dem Unvorhersehbaren und den krassen
Temperaturschocks ausgesetzt; dann aus sengender Glut und beissendem Rauch neu gewonnen.
„Es gibt kein Aufgeben und keine Atempause, kein Schwanken des Gedankens, des Mutes oder der
Stimmung. Die Feuerkünste erzwingen unter höchst dramatischem Aspekt den Kampf des Menschen
mit der Form. Ihre wesentliche Wirkkraft, das Feuer, ist auch der größte Feind …“ (Paul Valéry)
Aus geeignetem Ton geformte Stücke werden rohgebrannt, manchmal glasiert und dann direkt der Flamme
eines mit Holz oder Gas beheizten Ofens bei etwa 1000°C eingesetzt; während der Glasurschmelze,
also bei größter Hitze, werden diese Stücke dann behutsam mit einer Zange aus dem Ofen genommen
und in Sägmehl und Rauch reduziert, das heißt einem jähen Sauerstoffentzug ausgesetzt. Der Brennverlauf
lässt sich nur bedingt steuern, jedes Stück ist ein Unikat. Individuelles Streben und das Spiel der
elementaren Kräfte wirken zusammen.Weisser Ton verändert sich durch diese Art des Räucherns zu einem
besonders lebendigen Schwarz, immer neu, immer anders. Dieses geräucherte Schwarz, das farbig
leuchtet und sich auf poliertem Scherben wie Samt anfühlt, das hat es mir besonders angetan.
Maria Jansa
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Text zum künstlerischen Prozess
Übergänge: Höhenflüge und Abgründe
in Arbeit
_________________________________________________________________________2006 zur Ausstellung im Palais Thurn&Taxis, Bregenz
Text zur Installation ‚metamorph“
in Arbeit
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Mag.phil.Veronika Koch
Maria Jansa präsentiert in den Kellerräumen des Palais Thurn&Taxis einen Querschnitt aus ihrem
Schaffen der letzten sieben Jahre. Die Werkschau spannt einen Bogen von keramischen Gefässen,
Formstudien und Objekten hin zu Installationen. Sie bewegt sich zwischen raumbezogenen Künsten wie
Architektur und Skulptur. Es entstehen eigenständige Aussagen, die auch in Installationen ihren Ausdruck
finden, wofür nicht nur andere Materialien, sondern auch Texte, besonders Lyrik, ins Schaffen einbezogen
werden oder als Ausgangsidee die Gestaltung inspirieren. Der Schreibvorgang selbst ist für Maria Jansa
ein wertvolles Erlebnis; sie prägt oder kratzt Buchstaben in Tonplatten oder schreibt sie auf zarte Seide.
In erster Linie hat sie sich der Keramik als künstlerischer Ausdrucksform verschrieben. So umfasst ihr
Tätigkeitsfeld seit 1980 verschiedenste Bereiche, auch Baukeramik; im Laufe der letzten Jahre entwickelte
sie immer öfter dreidimensionale Objekte, meist ausgehend von den zwei Grundkörpern Würfel und
Tetraeder. Wie ihre Einzelausstellungen «ascheflug-flugasche» 2000 in St.Arbogast/Götzis und
«feuer.ma(h)l» 2003 in Innsbruck zeigten, hat sie jedoch auch Erfahrung mit dem Medium der
Rauminstallation, wo sie ihr Ringen um Kontrast weiter vertieft. In den Installationen weitet sich dieses
zu einer spannenden Diskrepanz zwischen dem Grundstoff Erde und dem immateriellen Wort. Den
schöpferischen Prozess erlebt die Künstlerin als sinnliche Gratwanderung zwischen Polaritäten wie
Tod und Leben, Abgrund und Flügelschwung. Ihre Arbeit ist aber auch geprägt von der Faszination des
Feuers. Die Transformation der Substanzen durch das Feuer, seit jeher ein alchemistischer Vorgang,
findet insbesondere in der japanischen Tradition des Rakubrandes seine Herausforderung.
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2002 Text in Kunstzeitschrift „NIKE Spezial: Sculpture 12 “ deutsch/englisch
von Cordula Köck und James Langbecker
Ihre Werke sind Kontrast: nicht nur konkav-konvex, auch Rundungen gegen Kanten oder Schwarz gegen
schillernde Farbigkeit. Fliessende, aber auch markante Übergänge verbinden an sich strenge Polaritäten
in der Form, im Material, in der Textur. Eine Spannbreite zwischen Holzkohle und weißer Seide,
Zerstörung und Aufbau. Den Kontrast erfahren wir letztlich zwischen Totem und Lebendigem.
Die Künstlerin beschäftigt sich in erster Linie mit Erde, die bearbeitet und durch einen Wärmeprozeß
geführt wird. Das erinnert an Alchemie, knüpft an alte Erfahrungen der Menschheit an und verlangt Gespür
für den Werkstoff Ton, wie Achtung vor dem Feuer. So lässt sie sich immer wieder vom Raku-Brand
herausfordern, einer alten japanischen Brenntechnik, die aus dem Zenbuddhismus für die Zeremonielle
Teeschalen entwickelt worden war. Das Ergebnis konzentrierter Arbeit wird dabei dem Unvorhersehbaren
ausgesetzt und aus sengender Glut und beissendem Rauch neu gewonnen. «Es gibt kein Aufgeben und
keine Atempause, kein Schwanken des Gedankens, des Mutes oder der Stimmung. Die Feuerkünste
erzwingen unter höchst dramatischem Aspekt den Kampf des Menschen mit der Form. Ihre wesentliche
Wirkkraft, das Feuer, ist auch der größte Feind …» (Paul Valéry)
In ihren Werken begegnet einem langjährige Erfahrung und dadurch erworbene Souveränität auf dem
zeitgenössischen Keramik-Sektor, vom Gefäss zum Objekt zur Baukeramik. Sie bewegt sich zwischen
raumbezogenen Künsten wie Architektur und Skulptur. In Ruhe, vom Kunstbetrieb grosser Zentren
unbehelligt, entstehen eigenständige Aussagen, die auch in Installationen Gestalt annehmen. Eine
weitere Dimension erschließt sie durch Einbeziehen von lyrischen Gedankenformen, die als Buchstaben
in Ton geprägt oder auf Stoffe gedruckt Zeichensetzungen sind. Denn zum einen nimmt sie die Umwelt
unbefangen wahr und erforscht deren Phänomene spielerisch, zum andern reifen in ihr die Ideen allmählich
bis zur Ergriffenheit. Zwischen beiden Extremen pendelnd, um diese zu verdichten, läuft ein Prozess ab.
Joseph Beuys hat thematisiert, welche Forderung der künstlerisch tätige Mensch damit an sich selbst
stellen muß, nämlich sich selbst «aktiv in eine passive Sondersituation der Leere» versetzen, in der
Wahrnehmungs-, Willens- und Denkakte bewußt als solche erlitten und als freie Aktionen wahrgenommen
werden können. Eine allergrößte Willensanstrengung sei nötig, passiv in die Welt zu schauen. Diese Art
von Kunst entzieht sich dem Hasten fortwährender Beschleunigung und lässt erfahren, wie das
Schöpferische der Wirklichkeit vorangeht.
Mit ihrer letzten Ausstellung ASCHEFFLUG – FLUGASCHE zeigte Maria Jansa eine Komposition,
die aus solchen Spannungsfeldern aufgebaut ist. Mit Blick auf die heutige gesellschaftliche Entwicklung
aus den Schlacken von gestern, mit gleichem Blick in dunkle Seelenräume, die unter schwerer Belastung
aufbrechen, spannt ihre schöpferische Kraft den Bogen von der Notwendigkeit zur Freiheit und überwindet
so die Sinnlosigkeit.
Inspiriert durch die Bildfolge des mythischen Vogels Phönix: Feuer-Glut-Asche-Verwandlung-Flügel,
entstanden Installationen, die unterschiedliche Zusammenhänge kenntlich machen. Hebräische und
russische Namen weiß auf weißen Seidenbahnen im «Stillen Raum» mit einem Aschenbett, darin
dieselben Namen verkohlt, zerbrochen. Demgegenüber als schwerer Kontrast jüdische und russische
Lyrik auf schwarzen Schrifttafeln. Die furchtbare Entwürdigung des Menschen wird nicht verklärt, findet
jedoch ein Gegengewicht in der sakral anmutenden Erinnerungsgestaltung. Die beiden Urformen Würfel
und Tetraeder – als platonische Körper stehen sie für Erde und Feuer – wurden dafür in vielfältige
Beziehung gesetzt, weiterentwickelt, und führten so zu Aschenhäuser, Urnen, zum Schrein, sogar –
in dynamischer Metamorphose – zum Flügelschwung. Ganz für sich steht das Triptychon mit einem
Aphorismus von Dag Hammarskjöld «Das bittere Paradox» (des Todes Sinn – und des Tötens Sinnlosigkeit)
in der Darstellung der Künstlerin mit Schrifttafeln auf Metallplatten: ein «Bin das ich?» spiegelnd.
Erst im Mobile «Flügelspiel» wird sichtbar, was Veränderung, Bewegung bedeuten kann – Maria Jansa
geht hier den Weg der Überwindung des Schrecklichen im Wiedererstehen aus der Vernichtung. Die
rhythmische Bewegung schwingender Flügel, ein Tanz in der Weite, kündet von der Sehnsucht nach
Befreiung und gelöstem Frieden. Erleichterung, ja heitere Beschwingtheit kommt auf, oder in den
Worten von Alexander Calder «… ist ein Mobile ein Stück Poesie, das vor Lebensfreude tanzt und
überrascht!»
Hers are works of contrast – concave conversing with convex, curves in juxtaposition with angularity,
black standing against shimmering colors. Fluid, yet clear-cut transitions combine to form powerful
polarities in form, material, and texture – from black of charcoal to white of silk, from destruction to
recreation. Ultimately we face the contrast of life and death. The artist is primarily concerned with earth
as substance – substance that is shaped and then introduced to the warmth-process. This hints of
alchemy, harking back to old experiences of humanity; and demands not only a sense for clay as
substance, but also a respect for fire as process. Time and again the artist answers the challenge of
Raku- firing, the old Japanese firing technique developed from Zen Buddhism for ceremonial teacups.
In this method, the hard-won result of concentrated work is surrendered to the mercy of unpredictable
forces, and is won anew from the searing embers and pungent smoke. „There is no stopping, not even
to rest; no wavering of thought, of courage, or of mood. In moments of high drama, the firing arts ignites
a battle between the human being and the form. Fire can also be the greatest enemy …“ (Paul Valéry)
Her many years of experience have produced a mastery and sovereignty in the whole field of ceramics –
from pottery and art objects to ceramic building products; and she moves with equal freedom among
the spatial arts such as architecture and sculpture. In peace and quiet, undisturbed by the bustling art
business of the cities, original artistic statements come to expression – expressions that take on form
from the manner in which they are mounted. A deeper dimension is added by the inclusion of lyrical
thought-forms that, in the style of typeset, have been stamped into the clay as letters or printed on
textiles. On the one hand she becomes openly aware of the whole world around her and explores its
phenomena playfully, while on the other she allows ideas to gradually grow in her into captivating feelings.
Swinging between these two extremes, a process takes place that compresses them into a single reality.
Joseph Beuys expresses the theme of challenge that the artist must create for herself as placing one’s
self „actively into a passive situation of emptiness.“ This is the condition that allows the acts of perception,
willing and thought to be consciously endured, and to be perceived as free and independent actions. The
greatest possible will-effort is required in order to view the world passively. Art of this kind avoids the rush
of ever-increasing speed, allowing an experience of the unfolding of the creative principle in visible reality.
In her last exhibit, FLIGHT OF ASHES – ASHES OF FLIGHT, Maria Jansa demonstrated a composition
built up from such dynamics. With a view of how present-day social developments arise out of the cinders
of yesterday, and with a like view into the dark places of the soul that split open under severe oppression,
her work spans the arc from necessity to freedom, and thus triumphs over meaninglessness. The display
mountings, inspired by the image sequence of the mystical bird, phoenix, – fire, embers, ashes,
transformation, wings – make the different relationships recognizable. Hebrew and Russian names appear
in white letters on white silk banners in „silent space,“ and in a bed of ashes where the same names appear
carbonized, and broken. In severe contrast are Judaic and Russian lyrical poetry on black plaques. The
dreadful degradation of the human being is not explained; however it finds a balance in a memorial display
that evokes a sense of the sacred. The archetypal forms of cube and tetrahedron – as platonic solids they
represent earth and fire – were brought into manifold relationships, then further evolved, and ultimately
transformed into cineraria, urns, and shrines, and even – in dynamic metamorphosis – to the sweep of
wings. Standing by itself is a triptych that portrays an aphorism from Dag Hammarskjöld, „The Bitter
Paradox“ (the meaning of death, and the meaninglessness of killing), together with plaques on metal
plates – mirroring a „Am I that?“ What change and movement can mean becomes truly visible in the
mobile, „Play of Wings.“ Here Maria Jansa follows a theme in which horror is conquered by a rebirth
arising out of destruction. Rhythmic movement of the swing of wings, a dance in space, speaks of the
longing for liberation and gentle peace. Lightness, even light-hearted exhilaration appears, or, in the words
of Alexander Calder, „… is a mobile a piece of poetry, that dances with joie de vivre and always surprises!“